Akademien im Legitimationszwang

Akademien im Legitimationszwang

Projektträger
Germanistisches Seminar II der Heinrich-Heinrich-Universität und das Archiv der Akademie der Wissenschaften in Prag ()
Ausrichter
Ort des Projektträgers
Düsseldorf - Prag
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.07.2004 -
Von
Hella-Sabrina Lange

Akademien im Legitimationszwang:
Ein Vergleich der „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen" / „Akademie der Wissenschaften und Künste für die Tschechoslowakische Republik" mit der „Preußischen Akademie der Künste - Sektion für Dichtkunst"

Das interdisziplinäre, komparatistische Forschungsprojekt wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert und in Zusammenarbeit mit dem Archiv der Akademie der Wissenschaften in Prag erarbeitet. Das Projekt, das von der Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann geleitet wird, erforscht einen wesentlichen Aspekt der je eigenen nationalen Identität, die sich im Kontext der politischen Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert in Tschechien und Deutschland ergeben haben, wobei der Analyse der Prager Akademie ein besonderes Gewicht zukommt. Die Koordination des in Zusammenarbeit mit Dr. habil. Alena Miskova (Prag) durchgeführten Vorhabens liegt in den Händen von Hella-Sabrina Lange M.A.

Untersucht werden die in je eigenen politischen Kontexten als Träger einer "deutschen" Identität fungierenden Akademien, bzw. deren Vorläufer, als Repräsentanten eines kulturellen Selbstverständnisses.

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Bestände der Prager Deutschen Akademie und der Berliner Akademie verfolgt folgende Erkenntnisinteressen:

a) Fortschreibung der Geschichte der Assoziationen als kulturelle und kulturpolitische Repräsentanz
b) Realisierung von Literatur und Dichtkunst in der Akademie
c) Ideologische Selbstpositionierung (Identitätskonzeption, politische Funktionen, Herrschaftsdiskurse)
d) Kommunikationsstrukturen und Instrumentalisierungen (Alteritätskonstrukte, Verbündungen)

Das Projekt versteht sich als Teil einer bundesdeutschen Erforschung der Tradition deutscher Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa und gliedert sich in folgende Bereiche:

1. Historische Aspekte
a) Die Prager und die Berliner Akademie im Kontext der Geschichte der Assoziationen
b) Entstehungsbedingungen der beiden Akademien in je eigenen Kontexten
c) Politisch-gesellschaftliche Bedingungen der Entstehungen
d) Institutionalisierter Intellektuellendiskurs in Prag und Berlin

2. Aspekte der Realisierung von Literatur und Dichtkunst in der Akademie
a) Formen der Präsentation von Literatur und Dichtkunst in den Akademien
b) Anteil und Bedeutung der Dichtung für die jeweiligen Akademien, z. B. Prager jüdische Moderne, Berliner "Asphaltliteratur"
c) Aufgaben und Funktionen in Prag und Berlin: Aufnahme-, Förderpraxis, Aktivitäten, Publikationen etc.

3. Ideologische Selbstpositionierung
Definitionsmacht zur Klärung des Selbstverständnisses im Hinblick auf:
a) Konzeptionierung einer Identität des Deutschen
b) Definition des Poetologischen
c) Repräsentation im Kontext herrschender gesellschaftlicher Hierarchien
d) Wahrnehmung politischer Funktionen

4. Kommunikationsstrukturen und Instrumentalisierungen
a) Annäherungen und Abgrenzungen, Versuche der Instrumentalisierung von Berliner Akademiemitgliedern für die Interessen der Deutschen Akademie in Prag
b) Rhetorik der jeweiligen kulturellen Öffentlichkeit
c) Identität- und Alteritätskonstrukte
d) Verbündungen
e) Publikationsorgane, z.B. "Deutsche Arbeit"

Für das Jahr 2005 ist ein zweiteiliges interdisziplinäres Kolloquium mit einer begleitenden Ausstellung geplant, das in Prag und Düsseldorf stattfinden wird.